Beim Zugversuch wird in die Krone eine Windlast bis maximal Windstärke 8 eingeleitet, die etwa nur einem Viertel der Windlast beim Orkanfall von Windstärke 12 entspricht. Durch die konstante Überwachung der Messdaten wird sichergestellt, dass die Reaktionen reversibel sind und der untersuchte Baum in seiner tragenden Struktur nicht beschädigt wird.
Die im Zugversuch gewonnenen Messdaten werden auf Grenzwerte hochgerechnet. Daraus lassen sich kritische Lasten bestimmen, ab denen mit dem Beginn des Versagens zu rechnen ist, und die mit der zu erwartenden Windlast am Standort verglichen werden. Die Hochrechnung erfolgt in der Regel mit Hilfe einer Spezialsoftware.
Die Windlastermittlung zielt darauf ab, die am Standort zu erwartenden Windbelastungen abzuschätzen. Die Belastung wird vor allem bestimmt durch die Geschwindigkeit und Struktur des Windes am Baumstandort, den Widerstand des Baumes im Luftstrom d.h. die Größe der statischen Lasteinzugsfläche und die dynamische Baumreaktion.
Für die Bewertung der Widerstandskraft gegen Stammbruch unter Biegung (Bruchsicherheit) wird als Bezugswert die Proportionalitätsgrenze genutzt, bis zu der die Verformung der Holzfasern elastisch ist und ohne Schädigung in den Ursprungszustand zurück geht. Oberhalb der Proportionalitätsgrenze tritt das Primärversagen ein, durch das Holzfasern irreversibel geschädigt werden.
Die Verankerungskraft der Wurzeln (Standsicherheit) wird anhand des typischen, in Forschungsarbeiten bei Zugversuchen bis zum Versagen der Bäume ermittelten, Neigungsverhaltens (Biegemoment zu Neigung am Stammfuß) von Bäumen extrapoliert. In einem ersten Schritt werden die gemessenen Neigungen mit einer exponentiellen Funktion auf einen Wert von 0,25°, einer Neigung bis zu der die Neigung voll reversibel und ohne dauerhafte Schädigungen an den Wurzeln ist, hochgerechnet. Dieser Wert wird anschließend mit einem konstanten Faktor zur Ermittlung der Kipplast multipliziert.
Mit der Durchführung von Zugversuchen ist es möglich, die Standsicherheit eines Baumes und die Bruchsicherheit seines Stammes in der Ebene der eingebauten Messgeräte über baumstatische Berechnungen direkt zu überprüfen. Es ist außerhalb von windexponierten Lagen, wie Küstenstandorten, das einzige Verfahren zur Messung der Standsicherheit.